Schönheit , Premiere am Staatstheater Nürnberg

Nürnberger Zeitung 19.12.2016

...Eine spannende Moritat, zeitlos erzählt und so entfesselt inszeniert, dass man die Zügel, die manchmal fehlen, kaum vermisst...Wolf Ebersberger


La Bohème von G. Puccini : Premiere Juli 2016 / Opernfestspiele Heidenheim Ausführende: Marcus Bosch (Leitung), Petra Luisa Meyer (Regie), Detlev Beaujean (Bühne), Cornelia Kraske (Kostüme), Stuttgarter Philharmoniker

CONCERTI August/ 2016

La Bohème - Das ganze Glück einer Mondnacht -Festivalintendant Marcus Bosch und Regisseurin Petra Luisa Meyer deuten Puccini berührend neu. Das gierige Leben praller, schneller...Speed-Dating in einer Metropole der Moderne...In der fantastischen Eröffnungspremiere der Opernfestspiele Heidenheim inszeniert mit Petra Luisa Meyer zwar eine aus dem Schauspiel kommende Regisseurin. Doch sie nimmt den doppelten Boden von Text und Musik womöglich genauer wahr als ein Experte des Musiktheaters....La Bohème, das beweist die Inszenierung mit größter Konsequenz und perfekter Personenführung, ist von verblüffender Aktualität...Mancher Fan schwärmt schon von der süddeutschen Variante der Festspiele im südenglischen Glyndebourne...“

 

 

Stillbach oder die Sehnsucht – In Bozen bringt Petra Luisa Meyer den Roman von Sabine Gruber zur Uraufführung

-Oder die Sehnsucht nach einer Geschichte-

...Der Sehnsuchtsort existiert nicht. Die drei Frauen in der Fremde stammen aus dem Südtiroler Dorf Stillbach. Stillbach ist ein Platzhalter, eine Erfindung Sabine Grubers. Im Gegensatz zu Stillbach sind die historischen Ereignisse echt, in die sie ihre Figuren eingebunden hat: Das Sprengstoff-Attentat in der Via Rasella, das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen, italienischer Faschismus, das Altwerden von Nazi-Kriegsverbrechern, die Optionsregelung, die Grenze zwischen Tätern und Opfern, deutsche und italienische Identität sowie das Schicksal von Südtiroler Arbeitsmigrantinnen in Rom und anderswo in Italien.

Es klingt paradox, aber die didaktischen Monologe, die in Sabine Grubers Roman oft wie schlecht verpackte Geschichtsstunden wirken, wirken auf dem Theater viel natürlicher. Zum Teil deshalb, weil Harald Windisch einen Paul gibt, der alles um sich herum vergisst, wenn er Jahreszahlen abspult und in den Tonfall eines Schülerreferats verfällt. Er ist halt ein Geschichtsbesessener.

Sehnsüchte gibt es viele in "Stillbach oder Die Sehnsucht" nach Sabine Grubers Roman: Sehnsucht nach Heimat, Liebe, Gerechtigkeit. Vor allem aber die Sehnsucht nach einer greifbaren Geschichte, die rund und abgeschlossen und wahr ist. Diese Sehnsucht bleibt – danke nochmal, Postmoderne! – für immer unerfüllt. "Stillbach" lässt es uns spüren.

Bozen, 21. Februar 2015 von Martin Jost

Sau rauslassen 

"Der nackte Wahnsinn" ist eine Steilvorlage für die Komödianten im Nürnberger Staatsschauspiel 

Wenn Schauspieler Schauspieler spielen, die gerade schauspielen und sich dabei in die Karten schauen lassen, dann gibt dieser Blick hinter die Kulissen den leibhaftigen Nürnberger Schauspielern die Gelegenheit, so mal richtig die Sau raus zu lassen. Was sich die geborenen Komödianten im Ensemble des Schauspielhauses nicht zweimal sagen lassen. Allen voran Pius Maria Cüppers, der in der Paraderolle der Frau Spuckspecht (wahlweise auch Schluckspecht oder Spukschlecht tituliert) zu so großer Form aufläuft, dass er Beifall auf offener Szene einheimsen kann.

Bayerische Staatszeitung 21.12.2015 Friedrich J. Bröder

Wo sind nur die Sardinen 

.... Am schönsten sind vielleicht doch, vom Original gar nicht vorgesehen, die im melancholischen Trauerton eingesprochenen Gedanken der Akteure, die an mehreren Stellen zur Sprache kommen – und den ganzen eitlen Trubel herrlich konterkarieren. […] Das Stück hat noch immer seine Reize: als infamer Blick hinter die Kulissen, der offenbart, was im Theater alles schief gehen kann - wovon der Zuschauer sonst gar nichts mitbekommt. In drei Akten - von der Generalprobe bis zur letzten Vorstellung - zerpflückt Michael Frayn das Gewerbe mit allen Mitteln seiner Kunst, bis es

 schier eskaliert...

Nürnberger Zeitung 21.122.2015

Wolf Ebersberger

 

 

 

 

Mutige Neuinterpretation der beiden Einakter Bajazzo und Cavalleria rusticana

Heidenheim ...Parallel zum Einzug der Deutschen Nationalmannschaft ins Viertelfinale fand in Heidenheim am Wochenende die Premiere der Neuinszenierung von Leoncavallos Der Bajazzo und Mascagnis Cavalleria rusticana statt. Es war ein hochemotionaler Abend für Opernliebhaber und Sportfans gleichermaßen.

...einen wichtigen Schritt in der Rezeptionsgeschichte wagte die junge Regisseurin Petra Luisa Meyer, die in Heidenheim bemerkenswertes Regietheater zeigte. „Der Regisseurin gelang es hervorragend, das Naturalistische zu bewahren, und die beiden tödlich endenden Liebesdramen dennoch ins heute zu beamen...“ (Jens Voskamp,

Nürnberger Nachrichten). Petra Luisa Meyer, die bisher mit Oper-Inszenierungen wie 2008 Der Liebestrank von Donizetti am Theater Meiningen und an weiteren Theater und Festivals bekannt wurde, (2010 Peter Grimes von B. Britten und 2012 Korngolds Oper Violanta am Theater Bremerhaven und 2011 Don Giovanni von Mozart beim Opernfestival auf Gut Immling), kehrte in Heidenheim die herkömmliche Abfolge der beiden Verismo-Opern um und begann mit dem Bajazzo, was sich als äußerst sinnvoll erwies. „Frau Meyer hat mit großem Können eine neue Sichtweise kreiert...Das war fantastisch durchdacht und bravourös umgesetzt“ (Ludwig Steinbach, Der Opernfreund).

„Was ist Realität, was ist Kunst? Und was ist ein Spiel im Spiel? Regisseurin Meyer inszeniert noch auf einer dritten, metaphysischen Ebene...“ (Jürgen Kanold, Südwestpresse).Neues entsteht eben nicht nur auf den großen Bühnen der Metropolen...

Wochenzeitung 07/12/2014

 

 

I PAGLIACCI / CAVALLERIA RUSTICANA

Stumme Mahnmale tödlicher Eifersucht von Ludwig Steinbach

Mit einem wahren Paukenschlag starteten die Opernfestspiele Heidenheim unter ihrem bewährten Intendanten Marcus Bosch, der gleichzeitig das Amt des GMD am Staatstheater Nürnberg bekleidet, in ihre 50. Spielzeit. Die Premiere der traditionell auch hier wieder zu einem Doppelabend zusammengefassten Opern „I Pagliacci“ von Ruggero Leoncavallo und „Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni geriet zu einem immensen Erfolg für alle Beteiligten. Zu ihrem diesjährigen Jubiläum ist den Festspielen, deren Zuschauerzahlen sich seit dem Amtsantritt von Bosch im Jahre 2010 nahezu verdoppelt haben, hier wieder etwas Außergewöhnliches gelungen, das sich nachhaltig in das Gedächtnis einbrannte.

....die Pause erfolgte erst nach Beginn der zweiten Oper, die letzten Takte von „Pagliacci“ gingen nahtlos in die Ouvertüre der „Cavalleria“ über - Das war alles phantastisch durchdacht und bravourös umgesetzt. Hier hat Frau Meyer mit großem Können eine neue Sichtweise kreiert, die anderen Opernhäusern als Vorbild dienen und sie anregen kann, die Reihenfolge der beiden Opern nun ebenfalls umzustellen.

Fazit: Ein prachtvoller, gut durchdachter und glänzend musizierter und gesungener Opernabend, dessen Besuch sehr zu empfehlen ist.

.http://www.deropernfreund.de/heidenheim-festsp-6.html. 5. 7. 2014

 

 

Der Bajazzo“ und „Cavalleria rusticana“ bei den 50. Opernfestspielen in Heidenheim Von Susanne Benda

....Kehrt man, wie es die Regisseurin Petra Luisa Meyer wagt, die sonst übliche Reihen­ folge der Stücke um, muss der Mann, der im „Bajazzo“ den Liebhaber seiner Frau er­ dolchte, dafür bei „Cavalleria rusticana“ mit dem Leben büßen. Das geht auf: Zwin­gend führt das nun zweite Stück die im ers­ten schon vorgeführte Grenzsprengung zwi­schen Kunst und Wirklichkeit fort, und man hört das Unvermittelte, Schroffe zumal in Leoncavallos Musik ganz neu.

...Das wiederum liegt auch an Marcus Bosch. Der Nürnberger Generalmusikdirek­tor, seit 2010 auch künstlerischer Leiter des Festivals, hat nicht nur dessen Auslastung auf 98 Prozent gesteigert, die finanziellen Grundlagen verbessert und die Vermark­tung professionalisiert, sondern leistet auch als Dirigent am Pult der Stuttgarter Phil­harmoniker exzellente Arbeit..

Zwischen dem Starkult des „Bajaz­zo“­Spiels und der zwischen Mafia und Mes­sias lebenden dörflichen Gemeinschaft in „Cavalleria rusticana“ hat Petra Luisa Mey­er einen Bogen konstruiert, der schon nach dem „La commèdia è finita!“­Schluss des ersten und dem nahtlosen Beginn des zwei­ten Stücks noch vor der Pause zwingend wirkt. Danach fließen, umgeben von lauter Heiligenbildern, beim dörflichen italieni­chen Osterfest Reales und Surreales, Physik und Metaphysik ineinander. Ein Jesus­ Statist reicht dem Mörder, der zum Opfer werden wird, Hostie und Wein zum letzten Abendmahl, Mutter und Sohn wer­ den als Pietà zum Abbild eines religiösen Gemäldes. Am Ende haben Chor

(Stuttgar­ter Choristen) und Messias Schweinemas­ken vor dem Gesicht. Die Welt ist heillos. Die Nacht ist schön. Das Publikum ist glücklich.

Opernwelt 11/2014

 

 

The show must go on

Die Heidenheimer „Bajazzeria“: ein Opernabend mit zwei Einaktern in einem Rausch von Manfred F. Kubik

Heidenheim- Es geht um 50 Jahre Opernfestspiele. Das weiß man. Es geht um Ruggero Leoncavallo und Pietro Mascagni, um Ehebruch und Mord und Totschlag, um den „Bajazzo“ und die „Cavalleria rusticana“. All das hat man erwartet. Am Ende aber steht eine grandiose Geburtstagsüberraschung, eine ureigene Erfindung gar, etwas, mit dem man nun wirklich nicht rechnen konnte: die, wenn man so will, Heidenheimer „Bajazzeria“, ein Opernabend mit zwei Einaktern in einem Rausch. Da stört eigentlich nur noch die Pause.

Reden wir nicht um den Brei herum: In der Geschichte der Fest- spiele gehört Petra Luisa Meyers Inszenierung zu den herausragenden. Sie ist rund, überraschend, exemplarisch, radikal, innovativ und bietet ganz, ganz starke Bilder. Keines der beiden Werke, die schlussendlich zu einem einzigen Ganzen verschmelzen, wird denunziert. Es wird aber auch keines verschont. Die Regisseurin hat genau hingesehen, gründlich nach- gedacht, ihre eigenen, jederzeit nachvollziehbaren Schlüsse gezo- gen und erzählt das alles span- nend und stringent.

„Bajazzo“ und „Cavalleria“, zwei Opern, die an anderen Abenden oft sonst nichts miteinander zu tun haben außer dem, dass sie seit über 100 Jahren meist zusammen – und in der Regel in umgekehrter Reihenfolge – miteinander aufgeführt werden, verschmelzen in Heidenheim, als ob das schon immer logisch gewesen wäre.

...Wo man hinschaut, ist der Mensch dem Menschen ein Wolf und verrät ein Wolf im Handumdrehen den anderen, wenn’s grad frommt. Was wunder, dass es da den Jesus auch nicht mehr am Kreuze hält, der sich während des Intermezzos auf dem Dorfplatz ergeht und gütig den Kopf schüttelt im Angesicht der Fehlbarkeit seiner „Schafe“, die das von ihm einst erbrachte Opfer zur Tilgung ihrer Sünden bitter nötig haben. Der Heiland schnappt sich eine Flasche Mess- wein und gönnt sich einen kräftigen Schluck: Muss ein harter Job sein, ständig die Sünden einer einen dennoch ignorierenden Welt zu schultern und dabei lammfromm zu bleiben. Eine bitter-starke Szene....

Und mit sich selbst zufrieden, nimmt der Mafioso den duldsamen Jesus in den Arm und setzt ihm ein Schweinelärvchen auf: Schau her, Dich benutzen wir doch auch, wie’s uns gerade passt. „La commedia e` finita“ hatte Tonio im „Bajazzo“ noch verkündet. Alfio aber weiß es am Ende besser: The show must go on. Koste es, was es wolle.

Wobei bis hierher ungerechterweise noch nichts zur Musik dieses großartigen Jubiläumspakets gesagt worden ist. Denn so gewaltig und vielgestaltig die Bilder und die Assoziationen sind, die in dieser Inszenierung auf den Betrachter einwirken: Es braucht die Musik, um die ganze Wirkung zu entfalten. Und es braucht sie mindestens auf gleicher Höhe. Was für Opernfestspieldirektor Marcus Bosch und die Stuttgarter Philharmoniker eine Übung ist, die ihnen grandios von der Hand geht....Darüber hinaus spricht Bosch mit den Stuttgartern, wenn man so will, dieselbe Sprache wie die Inszenierung. Man sieht nicht nur, was man hört. Man hört auch, was man sieht, egal ob das die verinnerlichten oder die latent oder die tatsächlich gewalttätigen Momente dieses Opernabends betrifft. Oder die lustigen wie das Picknick vor dem geöffneten Kühlschrank rund um die A-Dur-Gavotte im „Bajazzo“, wo am offensichtlichsten wird, dass Petra Luisa Meyer auch mit sehr viel musikalischem Gespür inszeniert hat.

...50 Jahre Opernfestspiele – und zum Geburtstag nur das Beste: Was will man mehr?

Heidenheimer Zeitung 7/7/2014

 

 

Himbeerreich Staatstheater Nürnberg von Egbert Troll

...Ihr [Petra Luisa Meyers] Clou: Sie lässt das Geld mitspielen. Das Geld ist Josephine Köhler, sie spricht Texte von John Lanchester („Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt ) und ist leuchtende Verführung, schillernd, gurrend, kokettierend, böse und allen überlegen. Süddeutsche Zeitung - vom 6.11.2013

 

 

Himbeerreich Staatstheater Nürnberg von Steffen Radlmaier

 

Bei der Premiere der unterhaltsamen Inszenierung von Petra Luisa Meyer im Nürnberger Schauspielhaus gab es verdienten Beifall für das glänzende Ensemble. Herausragend agierten die Schauspieler Nicola Lembach und Michael Hochstrasser, der mit dieser Produktion sein 30-jähriges Bühnenjubiläum in Nürnberg feiert...

Petra Luisa Meyer ist das Kunststück gelungen, den drögen Stoff in ein ebenso packendes wie unterhaltsames Drama zu verwandeln... Nürnberger Nachrichten vom 28.10.2013

 

 

Mit dem Stück „Das Himbeerreich" von Andres Veiel hat die Saison am Nürnberger ihren ersten Höhepunkt: Klischees über das Bankenwesen treibt es auf die Spitze — und bleibt dabei doch vielschichtig Staatstheater Nürnberg von Wolf Ebersberger

Realistisch ist dann doch etwas anderes. Eine Frau in der Vorstandsebene deutscher Großbanken? Nun ja, da scheint das Theater der Wirklichkeit einen gewaltigen Schritt voraus...

Man sieht es jedoch nicht nur mit Genugtuung, sondern mit großer Freude. Aus einem einfachen Grund: Es ist Nicola Lembach, die hier einen der fünf Top-Banker spielt, denen „Das Himbeerreich" so hinterhältig in die geheimsten Karten blickt. Und weil Nicola Lembach eine herrliche Ader für kalte, kantige Komik hat - präzise, pointiert und jede Peinlichkeit geradezu akrobatisch ausführend - wird diese Rolle zu einem Glanzpunkt der umjubelten Premiere.

Als Dr. Brigitte Manzinger tobt sie im goldenen Glitzerkleidchen wie ein einziger Adrenalinschub über die Bühne, gerät vor Geldgeilheit schier in Ekstase: „Mehr Kapitalismus wagen!" lautet das vollmundige Credo, das sie - noch mit einem Säugling im Arm - wie eine Maschinengewehrsalve hervorbringt...

Und liefert Szenen, die alleine schon den Besuch dieses Stücks wert sind.

Andres Veiels Doku-Drama beginnt ja auch als gnadenlose Satire. Vorhang auf also für die - noch - goldenen Zeiten der Gewinnoptimierung. Im über mehrere Treppen geschickt gestaffelten Bühnenwürfel (Stefan Brandtmayr) feiern die Bankoberen Weihnachten - und wie!

Das Fest der Liebe wird in der parodistischen Regie von Petra Luisa Meyer zur „Bonus-Party" mit Champagner und korsischen Wurstspezialitäten - frisch eingeflogen, kostet ja nur 3000 Euro, wie sich Pius Maria Cüppers als jovialer Gastgeber brüstet -, damit sich die Branche stilgerecht beglückwünschen kann. Vorne klimpert eine Pianistin, hinten rieselt leise der Schnee: Stille Nacht, heilige Nacht - wie romantisch die Hochfinanz doch sein kann!

Eine Welt, die seit der Bankenkrise des Jahres 2008 gehörig an Glanz und Glaubwürdigkeit verloren hat, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Dass das „Himbeerreich" nun, mit zeitlichem Sicherheitsabstand, dieses Milieu der rettungslosen Lächerlichkeit preisgibt und seine Stützen als testosterongesteuerte Managertypen lustvoll überzeichnet, ist nicht allzu überraschend.

Was überrascht, ist, dass dieses ganze großkotzige Gerede und ungehemmte Geklotze durchweg auf authentischem Material beruht - auf Gesprächen, die Veiel, ein verlässlicher, überaus gewissenhafter Autor, mit etlichen echten Bankern geführt hat. Hier ist also (fast) nichts erfunden, hier entlarvt sich eine Gesellschaftsschicht rücksichtslos selbst, als eiskalte Eigenkarikatur.

Umso größer das Kompliment an die Schauspieler, dies auch sprachlich bestechend genau umgesetzt zu haben: diesen stellenweise kaum mehr verständlichen Fachjargon aus CEO und Cash Flow, Triple A und Derivaten. Wenn sich die Bühne dreht und die Fensterreihe eines metallischen Bankenturms andeutet, kann man den machiavellistischen Machern bei der Arbeit zusehen und beim Gedöns zuhören - völlig abgehoben und hoch über allem Menschenmaß. Mastermind der Gruppe, als Guru göttlich ergraut: Jochen Kuhl.

Bis - man hat es fast herbeigesehnt - die Spekulationsblasen über Nacht platzen und alles spektakulär zusammenzubrechen droht. Auch, und dies vor allem symbolisch, die Nerven von Josephine Köhler. Als samtene Moderatorin, halb Operndiva à la Netrebko, halb frivol gurrende Nachtclub-Conferencière, führt sie, zunehmend exaltiert, durch den Abend. Am Anfang ist sie noch das dümmliche Escort-Girlie („Echt? Toll!"), nun sinkt sie, ein Sinnbild des Geldes, zur geschundenen Hure herab.

Was für ein Fall, was für ein Abstieg! Fast könnte man Mitleid haben, wenn jetzt, in der Krise, jeder seine Sachen im Karton bekommt und die steile Treppe hinabzupurzeln droht. Wenn Christian Taubenheim wie ein begossener Pudel abgeduscht wird und Nicola Lembach - noch so ein Höhepunkt - vor Wut den künstlichen Weihnachtsbaum zerlegt. Sogar Frank Damerius als loyaler Chauffeur und Handlanger kriegt seine Blessuren ab, hilft den rasch abservierten Chefs aber gern, unerkannt zu entkommen. Notfalls als Heino oder Rex Gildo verkleidet…

Laut und knallig bis zum Klamauk: Petra Luisa Meyer hat das „Himbeerreich" Deutschland - ein Begriff Ulrike Meinhofs - mit terroristischer Schärfe auf die schicksalshaft rotierende Bühne gepackt und das Drama, das an sich wenig dramatisch wäre, schlau und schlaglichtartig belebt.

Der ruhige Gegenpol zum Getöse - Michael Hochstrasser als bebrillter Beobachter, Gentleman und Gewissen der Runde - sticht dadurch umso stärker hervor. Ein bisschen verloren, wie eine der Figuren bei Christoph Marthaler, stellt immerhin er die - ethischen - Fragen, auf die es ankommt.

Fragen, die heute, im Jahr 5 nach der Krise, auch die Politik, als Korrektiv unverzichtbar, schon wieder zu vergessen droht... Nürnberger Zeitung vom 28.10.2013

 

 

Die 39 Stufen - Irrwitzig rasant von Friedrich J. Bröder

Hitchcock, der Meister des Suspense, der Spannung und des Nervenkitzels, auf der Bühne? Geht das vor allem gut? Das Staatstheater Nürnberg tritt den Beweis an, dass ein von Alfred Hitchcock verfilmter Agententhriller auch im Theater funktioniert. Hitchcocks Meisterwerk Die 39 Stufen (1935 in England gedreht) gerät in den Nürnberger Kammerspielen zum furiosen Bühnenspaß mit allem Drum und Dran: Mord, Verfolgungsjagden mit haarsträubenden Stunts, verführerische Damen und schreckliche Bösewichter, vertrottelte Provinzpolizisten, ein Hellseher und mittendrin der einsame Detektiv, der hinter allen her ist und hinter dem alle her sind....

Regisseurin Petra Luisa Meyer zieht alle Register und Requisiten und landet eine umjubelte Hitchcock-Parodie, die vor derbem Klamauk, schriller Karikatur und zweideutigen Kalauern auf Sprechblasen-Niveau nicht zurückschreckt: ein Comic-Stream, in dem sich die Ereignisse und die Schauspieler buchstäblich überschlagen und in rasendem Tempo die Rollen und Kleider wechseln...

... Dann wird aus der Bühnenadaption eine herrliche Kammerspiel-Komödie, die das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss und zu einem komödiantischen Renner der Nürnberger Theatersaison zu werden verspricht

Bayerische Staatszeitung vom 15.02.2013

 

 

39 Stufen Staatstheater Nürnberg von Wolf Ebersberger

...Aber ein Vergnügen ist es schon, wie auch der begeisterte Applaus bei der Premiere am Samstagabend bewies. Die 39 Stufen", eine putzig-putzmuntere Theaterfassung von Alfred Hitchcocks gleichnamigem Schwarz-Weiß-Film, führt in den Nürnberger Kammerspielen kaum zu tieferem Sinn oder höherer Erkenntnis. Aber doch zu zweieinhalb Stunden hochkarätig umgesetztem Klamauk - auch das eine Kunst.

...Wobei hier die Bühne selbst Teil des Komischen ist: Stefan Brandtmayr hat dazu weiße Papierwände aufgestellt, die betont notdürftig als Kulissen angemalt sind, sich drehen lassen oder mühelos durchspringen...

...Aber auch sonst ist alles aus Pappe, sogar die Sandwiches, und wenn die Schauspieler einen Tisch oder ein Bett brauchen, nehmen sie einen Stift und zeichnen sich es herbei. Straßenlaternen, Logen oder Züge lassen sich als Attrappen aus dem Boden hochklappen - eine raffiniert schlichte Lösung. Nürnberger Zeitung vom 11.02.2013

 

 

Apologia ,deutsche Erstaufführung am Theater Münster - von Michael Böhm

 

MÜNSTER- ...So ist dieses hochtemperierte Kammerspiel immer intensiv und spannend und fast wie ein Gleichnis für die neue Zeit: Alles ist in Bewegung und auf nichts ist mehr Verlass. [...] Die Zuschauer applaudierten begeistert, aber auch verhalten angesichts der verschiedenen Lebensentwürfe, die alle in Zweifel gezogen, jedoch nie kompromittiert werden. Großes Theater, das wieder den Finger in eine Wunde der Zeit zu legen versteht.

Theater der Zeit, November 2012

 

Apologia von Johannes Loy,

MÜNSTER-Wie der Titel des Stückes schon sagt, geht es zunächst um eine »Verteidigungsrede«. Kristin Miller (nuancenreich: Regine Andratschke) feiert Geburtstag. Im Mittelpunkt der Konversation mit ihren Kindern und angehenden Schwiegerkindern steht ihr Buch, eine Art Verteidigungsrede ihres politischen Engagements, das sie offenbar stets über ihre Mutterpflichten stellte. Der eine Sohn ist aus der Art geschlagen und ein Banker-Yuppie geworden, der andere lebt unter Brücken. Aurel Bereuter spielt beide Rollen und meistert den Spagat prima... Wunderbar diesseitig agieren in diesem Ideen- und Weltsichten-Streit die Seifenoper-Aktrice Claire (Claudia Hübschmann), die viel mit ihrem Handtäschchen und Minirock zu tun hat, und Hausfreund Hugh (schön lakonisch: Hartmut Lange), der über eine halbe Stunde tief in seiner China-Suppe rührt und lakonische Kommentare zu den schriller werdenden Dialogen zwischen Mutter und Kindern abgibt. Nach gut einer Stunde driftet das Komödiantische ins Tragische ab, denn der »verlorene Sohn« Simon kehrt die Tristesse einer einsamen Kindheit nach außen. Das geht unter die Haut...Das könnte ein Erfolg­sstück werden.

Westfälische Nachrichten, 24. September 2012

 

 

Violanta - von Peter Andres

BREMERHAVEN - When Violanta — the second opera by Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) — had its premiere in Munich on March 28, 1916, the composer had yet to celebrate his nineteenth birthday. This extravagant one-act work, composed in Korngold’s trademark late-Romantic style, was performed on a double bill with his comic opera Der Ring des Polykrates...

Director Petra Luisa Meyer eschewed the fifteenth-century Venetian setting specified by librettist Hans Müller. and opting for a modern-dress production that featured a camcorder and a doll of the titular character among its props, screen projection techniques, and a prominent hanging giant hollow cube of white confetti streamers. This unusual symbolic staging enhanced the opera’s timeless yet intensely melodramatic story of hatred, revenge, and love as penned by Müller (1882–1950), an eccentric Austrian playwright and novelist who later wrote the tedious libretto of Korngold’s masterfully melodic yet unsuccessful fourth opera, Das Wunder der Heliane (1927). But brevity is the soul of wit in this eighty-minute opera and under the baton of Stepahn Tetzlaff Korngold’s brilliant music shone gloriously throughout the performance... Korngold’s score reaches a Wagnerian climax as Violanta dies among a joyous flock of masked celebrators. This rare performance of one of the composer’s most expressive works was indeed a sumptuous treat. Opera News / Publisher by Metropolitane Opera Guild 06/12

 

 

Geisterstunde- Korngold Violanta

Stadttheater Bremerhaven zeigt die Opern-Rarität „Violanta“

Von Gerhart Asche

Bremerhaven. Die Oper eines gerade einmal 17-Jährigen? Das Stadttheater Bremerhaven stellte jetzt ein solch staunenswertes Wunderwerk vor: Erich Wolfgang Korngolds 75-minütigen Einakter „Violanta“, 1916 am Münchner Hof- und Nationaltheater unter Fritz Busch uraufgeführt und seither nahezu vergessen...

Dabei lohnt sich diese Rarität. Sie trifft durchaus einen Nerv der Zeit. Denn Korngolds emotionsgepeitschtes Renaissance-Drama steht dem intrigenreichen TV-Spektakel der erfolgreichen „Borgia“-Serie nicht nach. Auch im Libretto der „Violanta“, das sinnigerweise von Hans Müller stammt, der später den Text zu Benatzkys Operette „Im weißen Rössl“ verfasste, geht es um lodernde Leidenschaft, um Rachemord und Vergewaltigung...

Zu diesem aufwühlenden Geschehen hat der junge Korngold eine farbentrunkene, ekstatische Musik in üppiger Klangpracht geschrieben...

Das Bremerhavener Orchester unter Stephan Tetzlaff leistete Bemerkenswertes bei der Wiedergabe der groß besetzten, höchst komplex angelegten Partitur – und setzte gekonnt die großen Spannungssteigerungen um, ohne dabei die Feinheiten der Instrumentation zu vernachlässigen....

In dem durch Vorhänge aus glitzernden Bändern und durch Projektionen verfremdeten Bühnenraum (Ausstattung: Okarina Peter und Timo Dentler) vermischten sich ständig die Ebenen des Realen und des Irrealen - ein reizvoller, aus der Atmosphäre des Stückes entwickelter Interpretationsansatz. Besonderes Gewicht legte Regisseurin Petra Luisa Meyer dabei auf die von ihr hinzugefügte und zur Schlüsselfigur gemachte Figur von Violantas verstorbener Schwester Nerina (Iris Wemme), die - unsichtbar für alle anderen Personen - durch das Geschehen geistert. Als sie den „Verrat“ ihrer Schwester am Racheplan bemerkt, ist sie es, die Violanta in Simones Dolch stößt. Danach führt sie sie mit sich fort ins Totenreich. Eine überraschende Schlusspointe.

Opernwelt 08/2012

 

 

"Madame Bovary" in den Kammerspielen

Ganz schnell, sehr grell und verblüffend aktuell - von Hans-Peter Klatt

NÜRNBERG - Wir leben in der visuellen Digital-Ära, der Jetzt-sofort-Zeit. Am besten sieht man dies am Fotografieren. Während früher die Filme sorgfältig und sachkundig entwickelt werden mussten, ist heute das narrensichere Ergebnis ohne jede Verzögerung auf dem Display sichtbar: alles klar, erledigt.

Eine derartige Jetzt-sofort-Aktion ist Petra Luisa Meyers Inszenierung „Madame Bovary oder der besessene Leser“. Sie ist schnell, sie ist grell und sie ist verblüffend aktuell.

In einem rasanten Schwenk leuchtet die Regie die Lebenslage von Gustave Flauberts berühmter Romanfigur aus. Während noch die Leuchtschrift „Porträt einer unmoralischen Frau“ über die Kulissen läuft, spuckt schon der Erzähler seine verbalen Schlagzeilen aus, spricht beispielsweise vom „gutmütig-dümmlichen Gesicht von Charles“: Zack! Spot an! Im Lichtkegel erscheint Michael Hochstrassers Gesicht, das tatsächlich so gutmütig-dümmlich wirkt, dass eine Lachsalve die Kammerspiele erschüttert...

Ein Schlagwort ersetzt die Auslotung, eine Kurzzeitbelichtung die tiefere Ausleuchtung. Plakativ? Wenn ja, dann wird es nur verbissene Kritiker stören. Das Publikum freut sich an der raschen, unterhaltsamen Bilderfolge und an hübschen Inszenierungs-Einfällen wie den vier Akteuren im Regen – eine Szene, die neben technischer Perfektion ein erfreuliches Wiedersehen mit Michael Nowack bringt...

So blitzen auf der personellen, optischen und akustischen (fantastischer Soundtrack!) Ebene dieser Aufführung überall Parodie, Karikatur sowie funkelnder Sarkasmus hervor...

Und die Hauptdarstellerin ist eine Wucht! Josephine Köhler kann gleichzeitig vor Schwärmerei zerfließen, vor Leidenschaft brennen und komisch wirken. Sie belebt ein Sittengemälde des 19. Jahrhunderts, aber sie könnte auch ein Mädchen von heute sein, das mit dem Model-Kult und Superstar-Gedöns in eine Scheinwelt abgleitet und später an der Realität scheitert. Nürnberger Zeitung vom 15.04.2012

 

 

Mozarts Don Giovanni im Wellness-Hotel Premiere auf Gut Immling- von Michael Atzinger

Don Giovannis Immlinger Jagdtrevier ist ein Wellness Hotel der gehobenen Klasse. Sechs mit Gazevorhängen bespannte Kabinette ziehen sich im Hintergrund über die ganze Bühnenbreite und geben immer wieder anders und immer sinnfällig beleuchtet, faszinierende Spielflächen ab. Hier leben die Protagonisten ihre amourösen Abenteuer aus, hier sitzen, als wären wir in Herzogs Blaubarts Burg weitere Don Giovanni Opfer vor Spiegeln und in weißen Bademänteln. Hier warten Damen nur schemenhaft beleuchtet von Tischlampen auf ihre Kontaktanzeigen-Bekanntschaften. Eine großartig gelungene Spiegelung der Don Giovanni Geschichte. Böser Don Giovanni- liebe unschuldige Frauenwelt. Das funktioniert in dieser Inszenierung von Petra Luisa Meyer nicht. Der Titelheld lässt, wie üblich nichts anbrennen. Aber er nimmt auch alles mit, weil er alles auf dem Tablett serviert bekommt. Die zauberhafte Zerlina mit Hang zum Masochismus, die ihren Masetto vergisst, sobald Don Giovanni sie nur ansieht, die strenge trauernde, aber Minirock tragende Donna Anna, die ihn verachtet, aber nicht mehr, als ihren Don Ottavio, der zwar die Hände ringt und die Ärmel aufkrempelt, aber außer ein paar halbgaren verbalen Drohungen, nichts zu bieten hat. Und Donna Elvira, die an Don Giovanni leidet und ihn immer noch leidenschaftlich liebt...sie spielt diese Gebrochenheit großartig zwischen Grand Dame und böse abstürzender Alkoholikerin... Ein Leben mit Don Giovanni ist Tragödie und Komödie zugleich, aber eben auch interessanter, als mit den Männern, die einem das Schicksal sonst so zuspielt... Adam Kim als Titelheld ist kein mit Potenz protzender Zyniker, sondern ein mitunter sogar sympathischer, zur Selbstironie und viel baritonaler Stimmkultur fähiger Womanizer. Mozarts Don Giovanni auf Gut Immling- am Schluss triumphiert das Gute, oder? Von wegen: nach der Höllenfahrt meldet sich der Schuft zurück. Viel Wohlklang, kein Ausfall im Emsemble. Georg Schmöhe hat die Sänger und seine Symphoniker fest im Griff. Die Musiker bieten im Einklang mit der Inszenierung einen federnd trockenen, präzisen, nie sentimentalen Mozart. Ein bisschen mehr Wehmut, mehr Sehnsucht, mehr Trauer könnte noch sein. Bayern 4 Klassik aktuell am 25.6.2011

 

Verjüngungskur für Don Giovanni München – Immling: Mozart und Regisseurin Petra Luisa Meyer bejubelt...von Tobias Hell

 

...ein wenig Skepsis war da schon angebracht, als das Pressebüro des Chiemgauer Opernfestivals kurz vor der „Don Giovanni“-Premiere extra noch einmal über „befruchtende Spannungen“ zwischen Regisseurin Petra Luisa Meyer und Dirigent Georg Schmöhe informierte, der sich angeblich an den „lautstarken Liebesspielen“ auf der Bühne gestoßen haben soll. Doch egal, was nun der Hintergedanke dieser Indiskretion gewesen sein mag, statt schockierten Ohnmachtsanfällen und empörten Buhrufen erntete die Produktion einstimmigen Jubel vonseiten des Publikums. Warum auch nicht? Schließlich war Mozart ja bekanntermaßen selbst alles andere als ein Kind von Traurigkeit. Wenn die Regisseurin dann aber doch mal etwas eindeutiger zur Sache gehen lässt, huldigt sie damit trotzdem nur selten dem platten Voyeurismus und bleibt stets ihrem Konzept treu. Meyers Don Juan ist nun mal einer, der die Frauen im wahrsten Sinne des Wortes wie die Luft zum Atmen braucht und sich bereits während der Ouvertüre unter dem Rock von Donna Anna eine kleine Verjüngungskur holen muss, ehe das dramma giocoso seinen Lauf nehmen kann. Wobei Adam Kim als Titelheld sichtlich Spaß daran hat, sich diesem bestrafenswerten Wüstling mit Haut und Haaren auszuliefern. Und das offenbar nicht nur, weil ihn hier permanent zehn fesche Signorinas aus der Statisterie umschwärmen dürfen....Auch vokal zieht der Koreaner alle Register...Ivi Karnezi macht nämlich nicht nur in den geschmackvollen Kostümen von Wiebke Horn eine gute Figur, sondern liefert dazu auch noch ein stimmlich fulminantes Porträt der Donna Anna. Womit sie neben der jugendlich frischen Zerlina von Olga Czerwinski wohl als die Entdeckung des Abends gelten darf. Münchener Merkur 27.06.2011

 

 

Der goldene Drache Staatstheater Nürnberg von Hans-Peter Klatt

...Damit nun aber kein Kritiker den berechtigten Verdacht äußert, „Der Goldene Drache“ sei in weiten Teilen banal, hat der Autor fantastische, ja märchenhafte Elemente eingebaut. So taucht in dem Loch, das der extrahierte Zahn zurückließ, die Familie des kleinen Chinesen auf...Also eine wilde Mixtur verschiedenster Elemente und Ebenen, kein gefundenes Fressen für die Regie. Aber offenbar kein Problem für Petra Luisa Meyer. Ihre Fassung ist besser als die krampfhaft unernste Uraufführungs-Inszenierung, die immerhin vom hochmögenden Wiener Burgtheater stammte. Geschickt balanciert die Regisseurin in Nürnberg auf dem schmalen Grat der latent grausigen Komödie – ohne für längere Zeit ins Flachwasser der Kalauer zu geraten oder in den Sumpf der Lehrhaftigkeit...Die Skepsis, die aus der Besichtigung der Burgtheater-Fassung oder aber der Papier-Lektüre des Stücks erwachsen musste, erwies sich als unbegründet: Nürnberg hat wohl das Beste aus diesem Schimmelpfennig gemacht... Nürnberger Zeitung - 31.12.2010

 

 

Der goldene Drache Staatstheater Nürnberg von Dieter Stoll

Ein kleines Wunder ist Bühnenbildner Stefan Brandmayr gelungen, denn er baute ein zweistöckiges Haus auf die berüchtigt flache Kammerspiel-Bühne. Dort müssen die Personen dauernd geduckt über winzige Treppen und durch niedrige Räume klettern. Die flotte Regie von Petra Luisa Meyer setzt auf die Durchschlagskraft der Darsteller... Abendzeitung Nürnberg - 31.12.2010

 

 

Massenpsychose

Stadttheater Bremerhaven von Gerhart Asche

Die Seestadt wird Bremerhaven im Norden gern genannt, abfällig auch „Fishtown“ – und welches Werk passte da besser ins Stadttheater als „Peter Grimes“? Eine glänzende Idee für einen überzeugenden Einstand des neuen Intendanten Ulrich Mokrusch, der den nach 16 Jahren scheidenden Peter Grisebach ablöst...Und Voraussetzung für einen Abend der aufwühlenden Töne und der suggestiven Bilder, der am Ende ein ergriffenes Publikum zurückließ...

Regisseurin Petra Luisa Meyer setzt von Anfang an auf das Motiv „Massenpsychose“, führt mit diesem Grundgedanken durch das Stück. Die Aufführung beginnt quasi konzertant, in geordneter Reihung sitzen Chor und Solisten während der Gerichtsverhandlung und des Prologs, um dann, nachdem aus dem Schnürboden ihre Kostüme herabgeschwebt sind, allmählich einzutauchen ins teils raue, teils bunte Leben des englischen Fischerstädtchens, in dem sich das Schicksal des Außenseiters Peter Grimes vollziehen wird. Das von Okarina Peter und Timo Dentler entworfene minimalistische Bühnenbild arbeitet eher mit surrealen als realistischen Mitteln...Die Kostüme entschweben in Richtung Schnürboden, die Vorstellung endet konzertant. Ein faszinierender Theaterabend... Der GMD Stephan Tetzlaff setzt mit der orchestralen Schilderung entfesselter Sturmgewalten und impressionistisch getönter Stimmungsbilder Maßstäbe.

Opernwelt, 11/2010

 

 

Menschliche Grenzerfahrungen auf der Opernbühne ergeben oft emotional packende Theatermomente

In Bremerhaven sogar noch mehr: Zum Auftakt der Intendanz von Ulrich Mokrusch gelang dem Ensemble unter der Regie von Petra Luisa Meyer mit Brittens Fischeroper "Peter Grimes" eine der besten Produktionen der letzten Jahre - ein Meilenstein in der Geschichte des Stadttheaters... Der euphorische Beifall dokumentiert, wie erlebenswert diese Produktion ist. 

Weser-Kurier, 13.9.2010

 

 

Was für ein Spielzeitbeginn: Mit Benjamin Brittens "Peter Grimes" ist der neuen Intendanz des Stadttheaters Bremerhaven ein glänzender Einstand gelungen

 

Die düstere Geschichte um den kontaktarmen Sonderling Grimes, dessen dunkle, seelische Abgründe ihm selbst verschlossen bleiben, hat Regisseurin Petra Luisa Meyer zu einem ungemein intensiven Opernabend geformt...Die musikalische Umsetzung war erstrangig und, was Chor und Orchester angeht, geradezu überwältigend... Nordsee-Zeitung, 13.9.2010 

 

 

 

Tolstoj spannend wie ein Tatort

Düsseldorfer Schauspielhaus von Jörg Hakendahl

Der Mann im Pelzmantel kurvt elegant auf Schlittschuhen über die Eisfläche: „Welcome to Anna Karenina on ice.“ Was dem schwungvollen Auftakt folgt ist spannend, packend, ergreifend, berührend, humorvoll. Im Schauspielhaus hat das Stück nach dem Roman von Lew Tolstoj Premiere. Ein großer Theaterabend.

Die Vorlage des russischen Autors ist ein dicker Schinken. 1284 Seiten. Im Mittelpunkt steht Anna, die aus ihrer unglücklichen Ehe mit Alexej in die Arme ihres Liebhabers Wronskij flieht, mit dem sie noch unglücklicher wird. Am Ende steht ihr Freitod.

Eine Riege hochkarätiger Schauspieler macht den Abend zum Leckerbissen. Anna Schudt, Götz Schulte, Michele Ciciuffo in den Hauptrollen geben dem Liebes- und Ehedrama charakterliche Schärfe. Ein Wirbelsturm der Gefühle. Liebe, Hass, Eifersucht, Verzweiflung. Slapstick-Szenen und Pointen sorgen für manche Schmunzler.

Stimmungsvoll das helle, fast schon grelle Bühnenbild. Vorne die Eisfläche, dahinter stemmt die Unterboden-Maschinerie eine lichtdurchflutete Wohnung aus dem Boden. Schneegestöber.

Fazit: Knapp vier Stunden Tolstoj so spannend wie ein Tatort. Nicht eine Minute langweilig. Viele Bravos für die Schauspieler würzen den sechsminütigen SchlussapplausBILD-Zeitung, März 2010

 

 

Tolstoj auf Eis geführt

Schauspiel Düsseldorf Meyer bringt „Anna Karenina“ auf die Bühne von Torsten Enge

Meyer entwickelt auf einer sich ständig wandelnden Bühne eine geschickte Erzählhaltung zwischen Bericht, monologischer Selbstergründung und Dialog...Die schauspielerische Leistung ist durchweg überzeugend. Jede Rolle entwickelt ihren eigenen Charakter mit nie ermüdender Spielfreude. Herausragend Anna Schudt und Götz Schulte, deren Ehekonflikt tief unter die Haut geht.

Rheinische Post, 01.03.2010

 

 

Melancholie des Abschieds

Viel besser als das, was Meyer mit Büchners Drama gemacht hat, geht es nicht...

Ein Hauch von Abschied liegt in der Luft. Melancholie macht sich breit. Das gilt auch für das Hans Otto Theater. ...Etwas ganz Großes könnte hier entstehen. Doch im Sommer ist das alles, bevor es richtig beginnt, schon wieder vorbei. Laufenberg geht, den Schauspielern ist gekündigt. Was Neu-Intendant Tobias Wellemeyer vorhat, steht noch in den Sternen. Das Theater frisst seine Kinder. Alles wird neu. Aber wird’s auch besser? Viel besser als das, was Meyer mit Büchners Drama gemacht hat, geht es nicht. Vor und hinter dem durchsichtigen Gaze-Vorhang scheint die Revolution zur Sex-Orgie entartet. Danton und Robespierre verhakeln sich in bizarren Slapstick-Nummern. Doch mit einem Schlag kippt die überdrehte Farce in eine blutige Tragödie, spielen die Akteure, als ginge es auf der von allem Realismus befreiten Bühne nicht um ihre vielleicht letzte Potsdamer Premiere, sondern tatsächlich um ihr Leben. Nie waren Nicoline Schubert (als verzweifelte Lucile) und Henrik Schubert (als revolutionärer Einpeitscher St. Just) so überzeugend.... Märkische Allgemeine, 9.3.2009

 

Bitterböse Biedermänner Düsseldorfer Schauspielhaus von Anette Bosetti

Ausverkauftes Haus am Silvesterabend: „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch begeisterte und verwirrte zugleich. Einige Fragen blieben offen, aber das Spiel kam beim Publikum an dank provokativer Regieeinfälle. 

...Provokativ, drastisch und etwas übertrieben legt Petra Luisa Meyer den Abend an. In dieser Übertreibung liegen jedoch Schärfe und Zeitlosigkeit, die den Stoff heute plausibel macht. Und Meyer bringt Matthias Leja zum Spielen, den Mann, der die Bandbreite eines Charakterscheins beherrscht und als Biedermann eindringlicher Hauptakteur des Abends wird. Schrill darf Xenia Snagowski aus Babette Biedermann mehr herausholen, als im Buch steht. Sie windet brillant zwischen Prada-Gucci-Chi-Chi und verzweifeltem „Ich-weiß-nicht-wie-das-Leben-geht“. Bitterböse trumpfen die beiden Brandstifter auf...Es ist ein Theaterabend der ungewöhnlichen Art, der neugierig macht...

Rheinische Post, 2.1.2009

 

 

Der Doktor an der Strandbar

Faszinierend verführerisch Petra Luisa Meyers Liebestrank in Meiningen von Peter Lauterbach

...Nichts weiß Petra Luisa Meyer, die mit ihrer konzeptionell klar überzeugenden Meininger Inszenierung den Beweis antritt, dass der Liebestrank, auch im Computerzeitalter seine Wirkung tut. Und zwar so, wie eh und je seit Tausenden von Jahren...Meyer lässt die Geschlechter anders als im Libretto vorgesehen am Strand und in der Strandbar aufeinander los. Das erdet die Geschichte auf wunderbare Weise im Hier und Heute, in der Welt der Schönen und Reichen oder derer, die sich dafür halten. Und bietet für die Regisseurin zudem genügend Möglichkeiten, aus der Komischen Oper mit so gut wie keinem dramatischem Handlungsmotiv eine pointierte musikalische Komödie zu machen, die männlich wie weibliche Marotten aufs Korn nimmt und nur vor der ehrlichen Liebe zwischen Nemorino und Adina Respekt hat.

Freies Wort, 15.05.2008

 

 

Ein Bühnenfest für Alle Sinne

Gefeierte Premiere von Gaetano Donizettis Komischer Oper „Der Liebestrank“ in Meiningen von Gerhild Ahnert

...Hier gab es eine Liebestrankgeschichte aus unseren Tagen, plausibel, volle Vergnügen, Spritzigkeit, Witz. Geistvolle Unterhaltung pur und ein Fest für alle Sinne, auch das Auge. Nicht sehr oft gelingen Aktualisierungen so gut wie in Petra Luisa Meyers Inszenierung...Selten seit den Zeiten von Christine Mielitz hat man hier eine solch genaue und absolut individuelle Führung aller Chorsänger zu sehen bekommen...Das Meininger Publikum feierte den kurzweiligen und mit einem fröhlichen Augenzwinkern auch gesellschaftskritischen und dabei überaus witzigen Opernabend mit vielen Bravos und vielen Vorhängen. Für alle, die sich bei Donizettis Gute-Laune-Musik mal wirklich intelligent unterhalten lassen wollen, ist diese Aufführung ein Muss. 

Saale Zeitung, 14.5.2008

 

 

Frauen am Rande des Vulkanausbruchs Angelica Domröse wird als Filumena zur exakt-souveränen Ränkeschmiedin am Rande des Vulkanausbruchs von Irene Bazinger

...Für diesen tollen Quatsch mit lockerer Gefühlssauce lässt Petra Luisa Meyer, seit Herbst Hausregisseurin in Potsdam, mit Form und Witz und glücklichem Übermut kein männerorientiertes Italien-Klischee aus. Weil da die Bambini über alles gehen, müssen sie als Erwachsene eben Puccini und Verdi können. Also stehen sie einmal wild entschlossen an der Rampe und schmettern - falsch, schief - voller Inbrunst die berühmte Arie „Nessun dorma“ aus „Turandot.. Auch ansonsten gibt die hinreißende Inszenierung de Filippos ohnedies kräftig klamaukender Posse haufenweise Zucker, ohne dabei den Zuschauern den Geschmack an Spaß und Humbug zu verderben....Die großartige Angelica Domröse zeigt ihre Mutter Filumena als Dauerkämpferin mit Herzblut und preußisch grundierter Italianità, zugleich indes als ausgebeutetes Weibsstück, das sich mit trockenem Humor nichts vormacht. Ob kokett-sarkastisch oder tückisch-demütig, ob mit charmanter Bosheit oder amüsierter Melancholie, ob geübt mit dem Hintern wackelnd oder sich („ein Hahn, ein ganz junger“) mit Rosalia („ein Hühnchen“) beiläufig über das Abendessen zankend - Angelica Domröse wird als Filumena zur exakt-souveränen Ränkeschmiedin am Rande des Vulkanausbruchs....Am Schluss dann plagt Petra Luisa Meyer wohl das schlechte Gewissen über so viel glänzend inszenierte Komödie - und deshalb stirbt Filumena, nachdem alles getan ist.. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.1.2008

 

 

Fleischbeschau unter Frauen – Katharina Thalbach ist diese Diva, ist eine Elisabeth, die von Beginn an nur mit Mühe die harte Fassade der Herrscherin aufrecht erhält... Hans Otto Theater Potsdam...von Wolfgang Behrens

Was steht da eigentlich auf dem Spiel, wenn die beiden Königinnen sich begegnen – das eine, einzige Mal?...Elisabeth, die Königin von England, entkleidet Maria, ihre schottische Rivalin, bis auf die Unterwäsche, zerrt ihr die Strumpfhose herunter, betatscht ihre Brüste und fährt ihr – abgestoßen und erregt zugleich – mit der Hand in den Slip: Ja, das ist ein Weib, schön und fest...Denn die Inszenierung zielt vor allem auf das Drama einer alternden Diva ab, für die die sexuellen Ängste und Frustrationen zu einem Hauptmotiv des Handelns werden.. wenn sie dann mit Madeleine-Albright-Frisur am Schreibtisch sitzt, lässt sie die Komik der Politikerinnen-Karikatur oft genug hinter sich und macht ihre Figur durchsichtig auf die privaten Nöte hin, die eben nicht nur die einer Herrscherin sind, sondern die einer alten Frau...Und ermöglicht ein starkes Schlusstableau: Von der Widersacherin befreit, glaubt Elisabeth, nun endlich ihr eigenes Bild von sich formen zu können, und verwandelt sich erst jetzt in die bekannte Ikone mit roter Perücke und vornehm bleichem Gesicht... Den Frustrationen und der Einsamkeit des Alters wird diese Frau jedenfalls nicht entfliehen. Tagesspiegel, 15.11.2008

 

 

Potsdam Hans Otto Theater bringt den Politkowskaja-Mord auf die Bühne und hat schnell reagiert von Ulrike Borowcyk

Zum ersten Jahrestag der Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja am Sonntag kam der Stoff erstmals als Theaterstück auf die Bühne, ausgerechnet zum 55. Geburtstag Wladimir Putins...Regisseurin Petra Luisa Meyer hat aus Schriften von Anna Politkowskaja und anderen Quellen ein verstörendes Zeitdokument zusammengestellt und mit einem eindringlich spielenden Darsteller-Ensemble eingerichtet, das den Opfern von Putins Politik ein Gesicht gibt.

Ein Moderator verwandelt mit unverwüstlichem Club-Med-Animateurs-Charme sogar sich sträubende Zuschauer in Klatsch- und Singvieh. Ein "Happy Birthday" zu Ehren von Wladimir Wladimirowitsch! Was macht es da schon, dass Moskau als lustig-bunte Disneyland-Silhouette symbolträchtig auf dem eisernen Vorhang erstrahlt? Ex-KGBler Putin (Andreas Herrmann) spricht zu Anfang versöhnlich-staatsmännisch von Weltmachtansprüchen und seinem Hauptziel, der Gewährleistung demokratischer Rechte. Die vier Schüsse im Hintergrund verursachen lediglich ein kaum merkliches Unbehagen. Die tödlich getroffene regierungskritische Journalistin Anna Politkowskaja nimmt der Präsident schon gar nicht mehr wahr...Fast szenisch und ohne Effekthascherei sprechen die Bilder der so zurückhaltenden wie zutiefst berührenden Aufführung für sich: Hier wird kein Geburtstag gefeiert, sondern die Beerdigung der Demokratie.

Die Welt, 9.10.2007

 

Hans-Otto-Theater Potsdam: "Verbrennungen"

von Frank Dietschreit

... Das von Terror und Tod handelnde Drama ist zu Recht in deutschen Landes eines der meist gespielten Stücke der Saison. Außerdem stehen Inszenierungen von Petra Luisa Meyer inzwischen für ein extrem interessantes, gelegentlich auch provokatives Regietheater. Während Intendant Uwe Eric Laufenberg eher für solides, gediegenes Theater steht, ist Petra Luisa Meyer dafür zuständig, dass Texte, wie bei Frank Castorf an der Volksbühne, gegen den Strich gebürstet werden, dass auch ein bisschen Bühnen-Anarchie herrscht, wie bei Armin Petras am Gorki Theater...Die beiden Erzählebenen Vergangenheit und Gegenwart berühren sich in einem ebenso fürchterlichen wie faszinierenden, manchmal auch bizarren Spiel um Leben und Tod,...Die Kraft des Wortes in den Mündern der Schauspieler ist aber so groß, dass einem angst und bange wird.

Kulturradio am Morgen, 11.11.2007

 

Der Schöne und die Briest

Hans Otto Theater Potsdam von Frederik Hanssen

Parallel dazu ist jetzt im Neuen Theater an der Schiffbauergasse eine weitere Bühnenfassung eines Fontane-Klassikers zu sehen. Regisseurin Petra Luise Meyer hat Effi Briest mit großem Respekt vor dem Text zum szenischen Neunzigminüter verkürzt. Sie widersteht sogar der Versuchung, für das Ehrenduell ein heutiges Äquivalent zu finden...Ein Ensemble, das weder zu cool noch zu zynisch ist, um geradlinig Geschichten zu erzählen, das ist das Pfund, mit dem das Hans-Otto-Theater in der Berlin-Brandenburgischen Bühnenlandschaft wuchern kann.

Tagesspiegel 11.12 2006

 

 

Salieri und sein Kampf gegen Gott,

Der Künstler und das Leiden an der Kunst Potsdamer Hans Otto Theater mit „Amadeus“ von Christian Schindler

...Gegeben wird Peter Schaffers „Amadeus“, seit mehr als 25 Jahren Erfolgsstück über zwei unterschiedliche Komponisten, verfilmt in Hollywood vom tschechischen Regie-Star Milos Forman. Am Ende feiert sich Salieri, der glaubt, Mozart in den Tod getrieben zu haben, als Fürsprecher des Mittelmaßes, und das Premieren-Publikum bricht zu Recht in Begeisterung aus. Laufenberg und das gesamte Ensemble um Regisseurin Petra Luisa Meyer haben eine hinreißende Vorstellung gegeben über das, was Kunst sein kann, und was sie nach dem Willen der Menschen sein sollte. Und das ohne jedes Mittelmaß...

So wird die sehr vergnügliche Inszenierung auch zum Bild des Leidens der Kunst produzierenden Menschen an der Kunst, das auch die zur Kenntnis nehmen sollten, die sie sonst unbeschwert genießen. Den Kunstgenuss mindert dies keinesfalls...

Oranienburger Generalanzeiger, 26.10.2005
 

 

 

share